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Test
Canyon Lux CF 29 – Fahrbericht der neuen Marathonwaffe

Canyon Lux CF 29 im Test: über 2 Jahre Entwicklungsarbeit stecken in dem Rad, das gestern in Koblenz von Canyon vorgestellt wurde: Das XC- und Marathon-Fully Lux CF 29. Das Rad richtet sich vor allem an CrossCountry- und Marathonfahrer die im Kampf um Sekunden ein zuverlässiges Rad mit geringem Gewicht und ohne störendes Wippen suchen, trotzdem aber ein sattes Fahrwerk haben wollen. Besonders die Teamfahrer vom Topeak-Ergon Team drängten die Entwickler von Canyon dazu, die Lücke zwischen dem Hardtail Grand Canyon CF SLX und dem 29er Fully Nerve AL zu schließen, um zukünftig auch ein 29er Racefully zur Verfügung stehen zu haben. Bei der Entwicklung wurde die Trail-Tauglichkeit genauso berücksichtigt wie beste Renneigenschaften, da viele Biker nur ein Rad im Keller stehen haben mit dem ein möglichst großer Einsatzbereich abgedeckt sein sollte.

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# Canyon Lux CF 29 – das brandneue XC- und Marathon-Fully

Das Lastenheft für den neuen Canyon Lux-Rahmen strukturierte sich wie folgt:


#Canyon Lux CF Rahmen

Canyon Lux Cf 29 – Rahmen

Das neue LUX CF baut auf einem zweigeteilten Vollcarbon-Rahmen auf, dessen Herzstück die flexenden Sitzstreben (Flex Pivot) sind. Dabei wurde aus den beiden bisherigen Marathonrädern CF SLX 29er Hardtail und dem im vergangen Jahr präsentierten Nerve CF 26er Fully das Beste genommen und in einem Rad kombiniert. Fahrverhalten und Sitzposition stammen vom 29er Hardtail und der Hinterbau vom 26er Fully, bis auf den Verzicht des Floating Links – einem schwimmend gelagerten Dämpfer.


#Das Lux CF 29 kommt ohne Floting Link aus, was nochmals Gewicht spart

Ebenso wie beim Vollcarbon-Fully Nerve CF [hier zum Artikel] ist das Herzstück des neuen Lux CF der einteilige Flex Pivot Carbon-Hinterbau, der speziell auf den geringeren Federweg und die gewünschten Klettereigenschaften eines 29er Race-Fully angepasst wurde. Unidirektionale Carbonfasern (steif in Faserrichtung – unsteif quer zur Faserrichtung) ermöglichen es, Bauteile je nach Belastung anders zu konstruieren. So bietet der Hinterbau trotz vertikal flexender Streben horizontal steife Streben, um eine gute Kraftübertragung zu gewährleisten. Diese konsequente Ausnutzung des Carbonmaterials ist nichts Neues und findet beispielsweise auch im Cannondale Scalpel oder Bergamont Revox ihren Einsatz.

Beim Einfedern werden die Sitzstreben, die sich vom Prinzip her wie Blattfedern verhalten, geringfügig elastisch verformt und übernehmen so die Aufgabe des Lagers. Der Verzicht auf ein Lager erhöht die Seitensteifigkeit, reduziert das Gewicht und verringert den Wartungsaufwand. Dabei wurden die Streben wie beim Nerve CF im Testlabor über 100.000mal verformt, ohne zu brechen.

Über den Umlenkhebel (Rocker Arm) werden aus 44 mm Dämpferhub insgesamt 100 mm Federweg generiert. Anders als beim Vollcarbon-Fully Nerve CF wurde auf den schwimmend gelagerten Dämpfer verzichtet. Bei der Konstruktion des Lux CF stand der Renneinsatz im Fokus. Durch die feste Dämpferaufnahme erhält das Lux eine leistungsorientiertere, moderat progressivere Kinematikkennlinie. Gleichzeitiger Vorteil ist eine weitere Gewichtsreduzierung.


# Kennlinie des Lux CF

Obwohl alle Lux CF-Modelle einen Lenker-Remotehebel für das Fahrwerk besitzen, lässt es sich auch in offener Position effizient pedalieren. Dabei wurde die Kinematik des Lux so ausgelegt, dass störendes Wippen vor allem im großen Blatt unterdrückt wird, eben ganz nach den Wünschen der Teamfahrer, die meist sogar nur ein großes Blatt montiert haben.

Das nötige Gelenk im Tretlagerbereich wurde großzügig dimensioniert und weist eine durchgängige 12mm-Achse auf, mit der zwei Schrägkugellager vorgespannt werden. Um langlebiges Fahrvergnügen zu gewährleisten wurden gedichtete Lager verwendet, die gegen groben Schmutz zusätzlich von einer Dichtscheibe geschützt werden.


#Lagerung des Pivot Points

Da das Bike auch für flotte Tourenfahrer ausgelegt ist, wurde wie auch beim Nerve CF die Montage einer Reverb Stealth berücksichtigt. Das innen verlegte Kabel der Reverb Stealth wird von einem Kabelschlauch geführt, dieser sorgt für nahezu widerstandsloses Gleiten des Reverb-Kabels. Darüber hinaus sind die Schaltzüge ebenfalls innenverlegt, lediglich die Bremszüge verlaufen außerhalb am Rahmen. Auch am Lux findet man die am 29er Hardtail CF SLX neu vorgestellte IPU (Impact Protection Unit) wieder. Diese schützt beim Sturz das Oberrohr zuverlässig vor tiefbauenden Lenkzentralen.


#Steuerrohrbereich mit IPU-Schutz

Eine kleine Besonderheit findet man unterhalb der Kettenstrebe: Zwei Bohrungen erlauben die Aufnahme des Shimano Di2-Akkus. Damit ist das Rad auf die vermutlich bald kommende elektronische Schaltung vorbereitet oder bietet momentan die saubere Unterbringung des Shimano-Di2 Akkus für Fahrer, die das Fox iDC nachrüsten wollen.

Canyon Lux Cf 29 – Geometrie

Die Geometrie des neuen Lux CF fußt auf den Erfahrungswerten des Marathon Race-Hardtails Grand Canyon CF SLX, dessen Race-Geometrie sich in der Praxis bewährt hat. Der Umstieg vom 29er Hardtail aufs neue LUX CF Fully soll laut Robert Mennen keine Eingewöhnungsphase mehr benötigen, wie er sie beim Nerve CF benötigte. Damit können die Profis kurzfristig je nach Strecke zum richtigen Rad greifen.

Großen Wert wurde vor allem auf den Sitzwinkel gelegt. Basierend auf den Wünschen und Anforderungen der Profis des Topeak-Ergon Racing Teams ist dieser sehr steil, was sich sehr positiv auf die Bergaufeigenschaften des Bikes auswirkt. Das Lux CF lässt sich bergauf extrem gut pedalieren und vermittelt bergab bei ruhigem Geradeauslauf Sicherheit und Kontrolle.

Die Kettenstreben des Voll-Carbon-Fullies Lux CF sind im Vergleich zum Grand Canyon CF SLX etwas länger, was sowohl positive Auswirkungen auf die volle Ausnutzung der 100 mm Federweg hat als auch Vorteile für die Radlastverteilung bietet und so das Vorderrad nicht so schnell abheben lässt.

Fakten zum Canyon Lux Cf 29

Modellvarianten

Die Ausstattung des neuen Lux CF orientiert sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Marathon-Racer. In Zusammenarbeit mit den Profis des Topeak-Ergon Racing Teams wurden drei Modelle mit einer Ausstattung realisiert, die sich an die Originalspezifikation des Rennteams anlehnt – bestehend aus SRAM-Schaltung und Rock Shox-Federung. Für die Liebhaber der Shimano-Schaltungen und Fox-Fahrwerke bietet Canyon ebenfalls zwei Modelle an.

Alle Lux CF Modelle sind mit einer 2×10 Kurbelgarnitur ausgestattet, die das bevorzugte Gangspektrum der professionellen Marathonracer und ambitionierten Hobbysportler abbildet. Besonderen Wert hat Canyon zudem auf die Laufräder gelegt, die zu den leichtesten auf dem Markt gehören. Ein Highlight sind beispielsweise die Spline 90 Laufräder beim Modell Lux CF 9.9, die auf Basis des revolutionären DT Swiss Spline 1 exklusiv für Canyon entwickelt wurden und noch einmal deutlich leichter sind. An Stelle der verbauten DT-240s Naben befinden sich edle und teure DT-190 Naben mit Keramiklagern.

Alle Lux CF Modelle besitzen darüber hinaus eine Lenkerfernbedienung für die Bedienung der Federung. Bei den Rock Shox-Fahrwerken lassen sich Gabel und Dämpfer dank Full Sprint-Lockout mit nur einem Hebel gleichzeitig sperren. Fox-Fahrwerke hingegen bieten drei Modi – Climb, Trail, Descent. Um bei diesem System für jede Fahrsituation den optimalen Modus an Dämpfer und Gabel einstellen zu können, werden zwei getrennte Bedienhebel am Cockpit verbaut.

Entgegengesetzt der Informationen die wir beim Pressecamp erhalten haben, besteht die Option in der Auslieferung eine  Rock-Shox Reverb-Stealth zu verbauen anstatt der Standard-Stütze nicht – Nachrüstbar sind aber alle Modelle.


#Teileliste des Lux CF 9.9 Team sowie des Lux CF 9.9 SL


#Teileliste des Lux CF 9.9 sowie des Lux CF 8.9 SL


#Teileliste des Lux CF 7.9

Canyon Lux CF – erster Test

Im Rahmen des Presse-Camps in Koblenz konnten wir das Rad auf einer etwa zweistündigen Ausfahrt zum ersten Mal testen. Die Teststrecke direkt vom Canyon-Hauptstützpunkt in Koblenz aus beinhaltete mehrere Asphalt – und Schotteranstiege sowie eine spaßige technische Abfahrt mit mehren Spitzkehren, kleinen Sprüngen und verblockten Stellen.

Das Canyon Lux CF machte seinen Genen aus dem Rennsport alle Ehre und ließ sich effektiv beschleunigen. Bei unrythmischen Tritten brachte man den Hinterbau bei offener Dämpferposition zum leichten Wippen, in geschlossener Position war jeder Versuch aber fast vergeblich. Der Remote-Hebel befand sich direkt neben dem Schalthebel und war mit dem Daumen leicht zu erreichen. Anders als in der Serienversion fanden sich an den Testrädern jeweils ein Remotehebel für Gabel und Dämpfer. Die Sitzposition war dabei sportlich gestreckt aber nicht zu extrem, sodass auch lange Ausfahrten und Extremmarathons kein Problem sein sollten.

In der Abfahrt zeigte sich der Hinterbau verhältnismäßig schluckfreudig und besonders bei hohen Geschwindigkeiten fühlte sich das Rad laufruhig und sicher an. Eine schlechte Linie und Fahrfehler brachten das Rad nicht aus der Ruhe, genausowenig wie schnelles Überfahren von großen Steinbrocken. Gerade hier haben viele Marathonsfullys ihre Probleme und werfen den Fahrer gerne ab, wenn mal ein größerer Stein in der Linie liegt. In den vielen Serpentinen musste man dafür aktiv mit dem Rad arbeiten und es mit Nachdruck um die Kurve dirigieren.


#Das Lux CF punktet durch einen effektiven und nahzeu wippfreien Hinterbau.


#Canyon Pressecamp Koblenz: erste Ausfahrt auf dem neuen Lux CF

Canyon Lux Cf 29 – Test Fazit

Zusammengefast lässt sich sagen, dass Canyon mit dem Lux CF ein Racebikes auf die Beine gestellt hat, das sich auch für schnelle Touren-Ausfahrten und Ausflüge auf technische Trails nicht zu schade ist. Für verspieltes Fahren und sehr enge Serpentinen fehlt es dem Rad etwas an Agilität, versierte Fahrer sollten damit aber kein Problem haben und werden dafür bei hohen Geschwindigkeiten und ruppigen Strecke mit einer hohen Laufruhe entschädigt.

Den Einsatzbereich Marathon erfüllt das Lux CF bravourös. Effektives Pedalieren und Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten zählen dort mehr als ein agiles verspieltes Fahrverhalten – sucht man enge Kurven in Marathons doch meist vergeblich.


# IBC XC-Fachmann Dommaas beim Canyon Presse-Camp


# Lux CF P5


# Geometrie


Redaktion: Thomas „Dommaas“ Fritsch // Bilder: Thomas Fritsch und Markus Greber

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